Der Schrei der wilden Kraniche, das Rufen der Möwe und die rauschenden Meereswogen, all das kann süchtig machen. Die Freiheit, am Strand zu liegen, dem Spiel der Wolken zuzusehen oder sich in die kühlen Wogen zu begeben – Bilder, die sich im Kopf einprägen. Doch am letzten Urlaubstag erwacht Wehmut und dieses mulmige Gefühl. Die erste Arbeitswoche nach dem Urlaub steht wie ein alles verdunkelnder, unbezwingbarer Berg vor dem inneren Auge. Wie soll man bloß die Zeit bis zum nächsten Urlaub überstehen?
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub – schwacher Trost?
Klar, so sagt man sich, während die blaue See und die markante Rügenbrücke im Rückspiegel entschwinden, klar, wir kommen wieder. Doch so richtig will man noch nicht loslassen und die Zeit auf der Autobahn vergeht im Flug, weil die schönen Erinnerungen noch so lebendig sind und das Zeitraffer-Phänomen noch etwas anhält. Schneller als gedacht erscheinen die altvertrauten Wege und sogar der Rücken meldet sich mit einem Ziehen zurück. Aus dem Briefkasten quellen Rechnungen und Reklamezettel, die Blumen haben leidlich überlebt, das Auto auspacken fällt unendlich schwer, dann ist es so weit: Der Frust ist da.
Strategie „Hoffnung“
Eigentlich sollte man jetzt frisch erholt in seinen Alltag zurückkehren, doch die anstehenden Aufgaben in Job, Haushalt und Familie lassen kaum Zeit, erst einmal zu Hause wieder anzukommen. Um die Stimmung nicht gleich auf den Nullpunkt fallen zu lassen, hilft die Frage: Wann fahren wir mal wieder in den Urlaub? Allein diese Aussicht und das Buchen des nächsten Rügen-Aufenthaltes entschärft die Situation spürbar. In der Psychologie nennt man das eine Zielsetzung, weil sich so die festgefahrenen Gedanken und Gefühle wieder in Bewegung setzten und damit kontrollierbar werden. Ähnlich einem Kutter auf See – ohne Fahrbewegung lasst der sich nicht steuern und treibt willenlos auf dem Wasser.
Der erste Tag im Job – einfach nur Überleben
Es ist eine Frage der Fairness, wie sich Kollegen und Kolleginnen untereinander beistehen am ersten Arbeitstag. In zahlreichen Teams herrscht hier Nachsicht mit dem jeweiligen Job-Heimkehrer, weil schließlich jeder einmal aus dem Urlaub zurückkehren und mit offenen Armen empfangen werden möchte. Wo sich diese Einsicht noch nicht so recht durchgesetzt hat, ist ein Stück Erziehungsarbeit vonnöten. Hier hilft es, am Frühstücks- oder Mittagstisch ein paar lustige Fotos auf dem Smartphone zu präsentieren oder ein paar interessante Details der Reise zu erwähnen. Solche kleinen Maßnahmen können mit der Zeit zur Gewohnheit für alle werden und machen den ersten Tag erträglich. Zu empfehlen ist, den „Montag danach“ nicht zu wichtig zu nehmen und sich ein gelegentliches Abdriften in schöne Erinnerungen nicht zu verbieten.
Tipp: Handschriftliches Urlaubstagebuch führen
Urlaubsfotos oder Videos sind schnell gemacht und verbleiben unausgedruckt auf den elektronischen Datenträgern. In den Laptop eingetippte Eckdaten des Urlaubs versinken wiederum rasch im Meer der Daten. Viel besser ist es, sich ein altbewährtes Tagebuch anzulegen und sich in Handschrift zu üben. Wer gern zeichnet, kann hier sogar ein paar Skizzen von seinem Lieblingsstrand einfügen. Mit der Zeit entsteht ein richtiges Logbuch. Das hilft, sich selbst zu glauben, dass es ein nächstes Mal Rügen geben wird.